Dämmerlande: Köln unter der Blume Azathoths

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Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

Photo by Matt Flores on Unsplash

Am 14. März 1922 erblühte über Berlin die erste Blume Azathoths, und in den nächsten Tagen verging nicht nur die Stadt selbst unter der sich ausbreitenden Verheerung. Am 2. April kam es zur vernichtenden Niederlage der Reichswehr in der Schlacht von Potsdam, ein Massaker, bei dem Zehntausende von Soldaten ihr Leben ließen. Nicht nur aufgrund des ersterbenden Widerstands, sondern auch durch immer neue Kreaturen, die aus der einst größten Stadt Kontinentaleuropas hervordrängten, fielen die Mark Brandenburg, die Provinz Sachsen, die Freistaaten Anhalt und Sachsen sowie weitere Teile der Republik der Finsternis zum Opfer.


Doch das Grauen endete nicht mit den Kriegen rund um Berlin. Über vielen weiteren Städten erblühten die tödlichen Blumen, die Tod und Verderben mit sich brachten. Nur wenige Tage nach der Niederlage bei Potsdam erreichte das Grauen die Domstadt Köln und damit den Westen der Republik.

Der Moment der Vernichtung

Am Morgen des 9. April 1922, eines Sonntags, bereitete sich die gottesfürchtige Bevölkerung der Stadt darauf vor, in die Kirchen der Stadt zu pilgern, um für ein gutes Ende der Kampfhandlungen im Osten zu beten. Der Himmel über der Rheinmetropole hatte bereits begonnen, sich mit düsteren Schleiern zu füllen, und der erste Ascheregen hatte die Straßen mit schwarzen Flocken benetzt. Trotzdem wähnte man sich noch in Sicherheit, waren doch die Frontlinien Hunderte von Kilometern entfernt. Es konnte aber in den Augen der Menschen sicher nicht schaden, wenn man sich göttliche Unterstützung erbat, und so waren die Kirchen der Stadt - wie überall im Land - bis auf den letzten Platz gefüllt.


Um 10:34 Uhr erschütterte ein Beben die Stadt, als trommele etwas mit gewaltigen Fäusten von unten gegen den Boden. Erste Gebäude brachen in sich zusammen, doch das wahre Grauen begann erst, als nach etwa einer Minute das Erdreich unweit des Rheins aufbrach. Binnen Sekunden verbreiteten sich die Risse durch den Grund, dann stieg mit einem unbeschreiblich grellen Blitz eine Säule aus Feuer und Rauch in den Himmel. Eine Druckwelle fegte durch die Straßen, zerfetzte Häuser und Menschen gleichermaßen, während das Licht sich in ein schwarz-grünes Glosen verwandelte und die Explosion sich zu einer Glocke über dem Zentrum der Stadt zu verfestigen begann.


Grünlich leuchtende Tentakel aus purer Energie krochen durch die Stadt, als suchten sie nach etwas, und die grau-schwarzen Wolken, die aus der erblühenden Blume drangen, erbrachen sich in tödlichen Schauern aus eisiger Asche und verdorbenem Wasser. Wer nicht dem ersten Sturm zum Opfer gefallen war oder in tödlicher Faszination in das grünliche Leuchten starrte, floh verzweifelt aus der Stadt.


Über Jahrhunderte gebaut, war Köln innerhalb von Minuten gefallen.

Die Folgen der Vernichtung

Zehntausende Menschen flohen vor der Zerstörungsgewalt, die Köln unter sich begraben hatte. Nahegelegene Städte wie Bergisch-Gladbach, Leverkusen, Düsseldorf oder Bonn wurden zunächst von der schieren Menge der Flüchtenden überrollt, doch die Wolken aus Asche und Regen, die sich immer weiter und immer schneller ausbreiteten, sowie die Wellen von düsteren Kreaturen, die im Schutz der fortschreitenden Finsternis das Land durchrasten, sorgten für viel schlimmeres Leid und Chaos. Stadt um Stadt fiel unter dem Ansturm der Monster, und wer nicht schnell genug floh, endete in den Klauen der Angreifer oder in den Fängen des fortschreitenden Wahnsinns.


Der Rhein verwandelte sich in eine glühende Kloake, in der kein normales Wesen mehr leben konnte. Doch trotzdem bewegten sich Kreaturen unter der Oberfläche des aufgewühlten Flusses, griffen mit Tentakeln oder riesigen Mäulern nach Tieren, Menschen und sogar Booten und Schiffen. Jeder Ort, jeder Hafen, den die verdorbenen Fluten durchflossen, wurde binnen Stunden unbewohnbar. Dinge, die kein menschlicher Verstand hätte begreifen oder beschreiben können, krochen an Land und zerstörten wie eine Urgewalt vom Anbeginn der Zeit die Häuser und Anlagen.


Wirklicher Widerstand war nicht möglich. Das Rheinland war entmilitarisiert, die Besatzungstruppen schon lange geflüchtet, und selbst wenn es den Willen zur Verteidigung gegeben hätte, die Reichswehr war nach Potsdam in Auflösung begriffen. Es dauerte wenige Wochen, in denen die Jagd nach Überlebenden tobte, in denen die meisten Menschen starben oder flohen, in denen von blühenden Städte nur mehr Ruinen blieben.


Dann senkte sich eine grausige Stille über das Land rund um Köln. Die Stille des Todes.


Die noch existierenden Gebäude in der Stadt standen leer. Es gab niemanden mehr, der darin hätte wohnen können. Die wenigen Kultisten, die sich der Anbetung ihres Gestalt gewordenen Götzen hingaben, lebten nicht in Häusern. Sie wollten das Licht der Blumen auf ihrer Haut spüren. Nicht alle überstanden diese Zeit, doch in den Augen der Überlebenden zeigte dies nur, dass die Toten und Sterbenden zu schwach waren, um des Dämonensultans würdig zu sein. Die anderen Menschen in der Stadt wurden zu den bizarren Kreaturen, die man später draußen in der Welt als „Blumenkinder“ bezeichnete. Menschen, die eher tot als lebendig wirkten und dennoch von der grässlichen Strahlung zu Monstern verwandelt worden waren, deren Fähigkeiten, die eines normalen Menschen bei weitem übertrafen.


Außer ihnen gab es nur noch ihren lebenden Gott, das blasphemische Wesen namens Azathoth, das in jeder einzelnen Blume und zugleich in allen existierte. Die Kreatur, die jenseits aller menschlichen Vorstellungskraft schwebte und sich in den Kristallen und in deren tödlichem Licht manifestierte.

Das Kriechende Licht

In der direkten Umgebung einer Blume von Azathoth ist immer noch die Energie der ursprünglichen Katastrophe zu spüren. Das sogenannte Kriechende Licht existiert teilweise in der Form des düsteren Glosens, das von den kristallinen Strukturen Azathoths ausgeht, teilweise aber auch als tastende grünliche Lichtfinger aus purer Energie, die durch die Straßen der betroffenen Städte gleiten. Bevor man das Licht sieht, hört man oft bereits das leise Knistern der enthaltenen Energie.


Wenn ein Mensch nur dem indirekten Licht in einer Stadt ausgesetzt ist, erleidet er bei einer missglückten KO x 5-Probe pro Stunde einen Schaden von 1W3 Trefferpunkten. Bleibeschichtete Schutzkleidung kann diesen Effekt reduzieren, so dass nur alle sechs Stunden ein Schaden von 1W6 Trefferpunkten entsteht. Gelingt die KO-Probe, so halbiert sich der Schaden. Ein längerer Aufenthalt in einer Stadt oder einem Gebiet mit entsprechender Strahlung verursacht in jedem Fall Erschöpfung.


Wird ein Mensch hingegen von einem der tastenden Finger des Azathoth berührt, erleidet er bei einer missglückten KO x 5-Probe mit -40% Malus sofort einen Schaden von 1W10 Trefferpunkten und muss eine Stabilitätsprobe ablegen (1/1W8 STA). Es treten sofort Erschöpfung ein sowie die Auswirkungen von Strahlenkrankheit in der Tabelle: Beispiele für Krankheiten im Regelwerk.

Verliert das Opfer 10 Trefferpunkte oder mehr, muss es einen Wurf auf der Mutationstabelle machen.

Menschen, die dem Grauen trotzen

Doch trotz dieses Wahnsinns, trotz all diesen Grauens haben einige Menschen ihre Heimat noch nicht aufgegeben. Sie verkriechen sich in tiefen Kellern, in den alten, eigentlich kaum noch relevanten Festungsringen rund um die Stadt. An Orten, die dem Licht Azathoths trotzen, weil ihre Mauern dick genug sind, um wenigstens etwas Schutz zu bieten.


Es sind Verzweifelte, die nicht wissen, wohin sie sonst gehen sollten, doch es sind auch Menschen, die Angst davor haben, sich auf den Weg durch das zerstörte Land rund um die Stadt zu machen, um vielleicht woanders zu leben. Nicht zuletzt gibt es aber auch einige unnachgiebige Kämpfer oder gar Optimisten, die ihre Stadt, ihr geliebtes Köln, nicht einfach irgendwelchen fremdartigen Kreaturen überlassen wollen. Sie wollen darum kämpfen, ihre Heimat zurück zu erobern, wenn sie auch nicht wissen, wie ihnen dies gelingen könnte. Heute, nach sieben Jahren in einer Welt des Wahnsinns, sind die meisten von ihnen nicht mehr am Leben, doch diejenigen, die bis hierhin durchgehalten haben, sind zu harten und unnachgiebigen Kriegern geworden … oder zu wimmernden Wahnsinnigen.


Doch wer sie auch sind, der Tod und die Flucht von Hunderttausenden hat ihnen von Anfang an einen Vorteil verschafft: Die große Stadt ist fast menschenleer. Es gibt so viele Verstecke, dass die wenigen Kultisten sie nicht alle durchsuchen können, und selbst wenn sie einmal eine Zuflucht aufspüren, so können die Menschen oft genug von dort fliehen und in einem anderen Unterschlupf verschwinden. Die größte Gefahr sind die Tentakel des Kriechenden Lichts, die unermüdlich durch die Stadt tasten. Manche sagen, sie spüren die Nähe des Lebens und finden so ihr Ziel. Andere behaupten hingegen, die Kreatur hinter diesen suchenden Fühlern habe nicht genug Verstand, um nach etwas zu suchen, und handele ziellos. Man muss jedoch zugeben, mit der Zeit wurde jedes Versteck entdeckt, doch scheinbar auch wieder vergessen. Wie ihr dämonischer Herr versuchen auch die Kultisten anscheinend nicht wirklich, alle Überlebenden zu finden und auszumerzen.


Warum?


Diese Frage kann niemand außer den Blumenkindern beantworten, und wer könnte sie fragen?

Szenarioaufhänger

  • Chaos im Versteck im Fort X. Ein tastender Arm des Kriechenden Lichts nähert sich der gemauerten Befestigungsanlage, und zugleich treibt eine Gruppe von Blumenkindern in der Nähe ihr Unwesen, anscheinend auf der Suche nach Überlebenden. Wie können es die Charaktere schaffen, Frauen, Kinder und alte Menschen in Sicherheit zu bringen? Und noch wichtiger: Wurden sie verraten? Haben sie einen Kultisten in ihren Reihen? Wie können sie sicher sein, wem noch zu trauen ist, und wem nicht?
  • Für manche Leute ist es ein Ausdruck von Wahnsinn, in einer Zeit wie dieser Kinder zur Welt zu bringen, und doch passiert es immer wieder, egal, ob aus schlichter Gewohnheit, Trotz gegenüber der grausamen Wirklichkeit oder Ausdruck einer Verzweiflung, die jeden einzelnen positiven Augenblick braucht. Als die kleine Katharina geboren wird, erscheint dies zunächst wie einer dieser Glücksmomente, doch es wird schnell klar, dass das Mädchen von der nahen Blume des Azathoth gezeichnet ist. Glühende Augen, zu viele Finger an einer Hand, bizarre Male auf dem Körper, eine Haarfarbe, die kein normales Kind jemals hatte, die Spielleitung möge selbst entscheiden, was ihre Spielenden am meisten aus der Fassung bringt. Wie soll mit diesem unschuldigen(?) Geschöpf verfahren werden? Ist Katharina eine Gefahr für die kleine Gemeinschaft oder einfach nur ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Zeiten geändert haben? Würde eine Mutter ihr Kind einem ungewissen Schicksal überlassen, das von anderen bestimmt wird? Würde sie nicht eher mit ihm zusammen verschwinden? Wie sehr will der „gerechte“ Volkszorn die Gefahr, die von dem Mädchen ausgeht, ausmerzen? Und auf welche Seite stellen sich die Charaktere?
  • Es ist Karfreitag. In zwei Tagen feiern die Katholiken das höchste Fest der katholischen Kirche, den Ostersonntag, den Tag der Auferstehung Jesu Christi. Wie ein Hohn wirkt dabei der dunkle Schatten des unversehrt gebliebenen Kölner Doms vor der grünlich glosenden Kristallsäule des Dämonensultans. Für jeden Gläubigen ist dies ein schrecklicher Anblick, doch wieviel schlimmer ist diese Aussicht für den ehemaligen Dompropst Arnold Middendorf, der mit den Charakteren zusammen in einem Versteck hockt. Viele Jahre hat er auf alles verzichten müssen, doch dieses Osterfest will er wieder würdig feiern, mit einem Weihwasserbecken aus dem Dom, in dem er Taufwasser weihen kann. Er schleicht sich heimlich davon, um seine ehemalige Kirche aufzusuchen, wohl wissend, wie gefährlich dieser Weg ist. Als sein Verschwinden auffällt, stellt sich die Frage, was nun getan werden soll. Sollte man ihm folgen, um ihm zu helfen, oder ist er an seinem Schicksal selbst schuld? Wie wichtig ist der Priester in einer Zeit wie dieser, und wie groß ist die Hoffnung, die sich mit dem Weihwasserbecken verbindet? Was ist im Zweifelsfall wertvoller? Und welcher Verlust ist leichter zu ertragen?