Kulte
Kulte
Unnatürliches Wissen verspricht Macht, Reichtum und Erkenntnis. So verwundert es nicht, dass es immer wieder menschliche Kulte gibt, die sich der Anbetung der Großen Alten verschreiben, um an deren Macht teilzuhaben. Doch auch nicht-menschliche Kreaturen bilden bisweilen Kulte und nicht immer wird man nur freiwillig Mitglied.
Kulte des Unnatürlichen
Die Auswahl der folgenden Kulte hält sich sehr eng an die literarischen Vorgaben von H. P. Lovecraft und beschäftigt sich mit der Anhängerschaft der Großen Alten, die er in seinen Geschichten so häufig thematisiert hat. Ganz gleich, ob die Spielleiterin auf solche bestehenden Kulte zurückgreift oder aber eigene erschafft: Es sind doch überwiegend normale Menschen, die sich in diesen Gruppen zusammenfinden. Und so kann es manchmal für die Atmosphäre in einem Szenario sehr förderlich sein, wenn man sie auch genauso darstellt – mit ganz menschlichen Zielen und Bedürfnissen, trotz der unheilvollen Betätigung, der sie ganz unzweifelhaft nachgehen.
Cthulhu-Kult
Weltweite Anbeter des Großen Alten
Auf der ganzen Welt sind heimliche, düstere Kulte verbreitet, die den Großen Alten Cthulhu anbeten. Dies tun sie fast immer auf eine ähnliche, seit Äonen überlieferte Weise. Zumeist sind es kleine, abgeschieden lebende Gruppen oder Stämme, die die Anbetung Cthulhus über die Jahrmillionen bewahrt haben. Man findet sie in allen Ecken der Welt, unter den Eskimos Grönlands genauso wie in den Sümpfen von Louisiana, Südostasien oder Europa. Eine gewisse Verbindung zu Wasser oder Meer ist fast allen diesen Kulten gemeinsam und häufig gehören ihnen Matrosen oder Seefahrer an.
Struktur des Kultes: Auch wenn die einzelnen Kulte klein und versteckt sind, handelt es sich letztlich doch um ein weltumspannendes Netz von unterschiedlichsten Kultisten, die lediglich das Wissen um und der Glaube an den Großen Cthulhu eint. Gerüchten zufolge wird der Kult von unsterblichen Chinesen angeführt, die sich in einer Bergregion in China aufhalten. Das Zentrum oder der Ursprungsort des Kultes soll in der arabischen Wüste, in der Stadt Irem liegen, nach deren Besuch auch der berühmte Araber Abdul Alhazred begonnen hatte Cthulhu anzubeten. Doch selbst in seinem Necronomicon finden sich lediglich vage Hinweise auf den Cthulhu-Kult. Angeführt werden die kleinen lokalen Kulte in der Regel von einem Zauberer (bei den Eskimos angekok genannt) oder einem Hohepriester.
Der Glaube der Cthulhu-Anhänger: Die Anhänger beten die Großen Alten an, die lange vor der Menschheit auf der Erde wandelten und aus dem Himmel gekommen sein sollen. Die Großen Alten seien nun verschwunden – tot und doch nicht tot lägen sie unter der Erde und unter dem Meer. Doch sie hatten den frühen Menschen mittels Gedankenbotschaften ihre Geheimnisse anvertraut und der Kult jener ersten Anhänger lebe bis heute fort. Cthulhu sei der Hohepriester der Großen Alten und würde sich eines Tages, wenn die Sterne richtig stünden, wieder erheben und seine mächtige Stadt, R'lyeh, würde sich wieder aus den Fluten erheben und die Erde erneut unter seiner Herrschaft stehen. Eines Tages würde er seinen Ruf aussenden und seine Anhänger würden zur Stelle sein, um ihn zu befreien – denn seine Erhebung bedarf eines Anstoßes von außen, wie sie glauben. Auf jenen Tag warten die Anhänger Cthulhus.
Diejenigen, welche tiefer in die Geheimnisse des Kultes eindringen, erfahren, dass die Großen Alten zwar eine Form haben, doch nicht aus Fleisch und Blut, ja, nicht einmal aus Materie bestehen. Die richtigen Sternenkonstellationen erlauben es ihnen von einer Welt zur anderen zu springen, in diese einzufallen. Doch wenn die Sterne nicht richtig stehen, können sie nicht leben, obwohl sie doch nicht sterben. Und so legten sie sich vor Äonen in ihrer Steinstadt R'lyeh in einen todlosen Schlaf. Doch die Rituale Cthulhus, die sie am Leben erhalten, erlauben es ihnen gleichzeitig nicht, sich von selbst zu erheben. Nur ihre Gedanken waren frei, nahmen alles wahr, was sich im Universum abspielte. Als R'lyeh noch über den Wogen war, nahmen sie telepathischen Kontakt mit den frühen Menschen auf. Sie beeinflussten ihre Träume und legten so den Grundstein für ihren Kult. Dieser geistige Kontakt endete erst, als die Stadt im Wasser versank.
Typische Rituale, über die erfahrene Cthulhu-Anhänger verfügen, sind Aklo Sabaoth (Cthulhu), Rufe Wesen (Sternengezücht), Vision und Vernichtung.
Die Anbetung Cthulhus: Die Anbetung Cthulhus erfolgt im Freien, unter dem Sternenhimmel, zumeist an düsteren oder zumindest gemiedenen Orten und umfasst grausame Menschenopfer. Häufig verfügen die Kulte über ein Idol des Cthulhu – eine Statuette, die aus einem auf der Erde unbekannten Mineral besteht und deren Herkunft sich immer im Dunkel der Geschichte verliert. Bei ihren Ritualen tanzen die Kultisten und Kultistinnen nackt und ekstatisch zum Klang wilder Trommeln um einen Ring aus Feuer, in dessen Zentrum die abscheuliche Statuette steht. Das Brüllen der tanzenden Masse wird nur gelegentlich von einem Chor unterbrochen, der heiser die Worte „Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn“ singt. Außerdem sind Menschenopfer bei diesen Zeremonien üblich, die auf grässlichste Art und Weise vollbracht werden. Zu diesen Gelegenheiten rufen die Priester manchmal ein Sternengezücht Cthulhus herbei, einen Diener des Großen Alten, den sie an seiner Statt anbeten und ihm die Menschenopfer darbieten.
Die weit verstreuten Kulte scheinen dabei auf äonenaltes, gemeinsames Wissen zurückzugreifen, denn sie verwenden in der Anbetung des Großen Alten alle einen Singsang mit einem zentralen Satz:
„Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn.“
„In seinem Haus in R'lyeh wartet träumend der tote Cthulhu.“
Der Tag, an dem die Sterne richtig stehen: Der Tag, auf den die Anhänger Cthulhus warten, schien am 28. Februar 1925 gekommen. Ein Erdbeben hebt R'lyeh aus den Fluten und Cthulhu beginnt zu erwachen, woraufhin zahlreiche sensible oder labile Personen weltweit, darunter viele Künstler, verstörende Visionen und Alpträume erleiden. Weltweit kommt es zu gesellschaftlichen Unruhen, Massenpaniken, Sektenaktivitäten und Zunahme von Selbstmorden. Die Kultisten des Großen Alten frohlocken und sehen die Herrschaft ihres Gottes über die Erde gekommen. Doch dann versinkt R'lyeh am 2. April in einem Sturm wieder im Meer, der Ausnahmezustand endet abrupt und Cthulhu kehrt in seinen todesähnlichen Schlaf zurück – auf unbestimmte Zeit.
Yog-Sothothery: Sollten sich die Charaktere in den 1920er Jahren mit Cthulhu oder seinem Erwachen beschäftigen, bieten sich folgende Personen als kompetente Ansprechpartner an.
Prof. George Gamell Angell, emeritierter Professor für semitische Sprachen der Brown-University in Providence, trägt 1925 während der Erhebung R'lyehs zahlreiche Unterlagen zum Cthulhu-Kult zusammen. Angell stirbt im Winter 1926, möglicherweise durch die Hand eines Kultisten.
Der Bostoner Anthropologe Francis Wayland Thurston verwaltet den Nachlass seines verstorbenen Großonkels Prof. Angell und erlangt dabei selbst zunehmend Klarheit über das weltumspannende Ausmaß des Cthulhu-Kultes, befürchtet jedoch 1927 ebenfalls seine Ermordung durch die Kultisten, weil er zu viel weiß.
Prof William Channing Webb, Professor für Anthropologie in Princeton, begegnete 1860 auf einer Exkursion nach Grönland einem Eskimostamm, der in blutrünstigen Riten Cthulhu in Form eines mächtigen Teufels namens tornasuk anbetete.
Was sowohl die Eskimozauberer als auch die Sumpfpriester aus Louisiana zu ihren ähnlichen Idolen gesungen hatten, war so etwas wie das hier, wobei die Worttrennungen aus den traditionellen Sprechpausen der gesungenen Phrase erraten wurden: “Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn.“
What, in substance, both the Eskimo wizards and the Louisiana swamp-priests had chanted to their kindred idols was something very like this—the word-divisions being guessed at from traditional breaks in the phrase as chanted aloud: "Ph'nglui mglw'nafh Cthulhu R'lyeh wgah'nagl fhtagn."
– The Call of Cthulhu,
Howard Phillips Lovecraft, 1926
Esoterischer Orden des Dagon (Esoteric Order of Dagon)
Hybride Kollaborateure der Tiefen Wesen
Kapitän Obed Marsh führte Mitte des 19. Jahrhunderts die Anbetung von Tiefen Wesen im kleinen Küstenort Innsmouth an der Mündung des Manuxet ein, die den Ort nachhaltig verändert hat.
Der Ursprung des Kultes: Auf Tahiti war Kapitän Marsh an Inselbewohner geraten, die einen Pakt mit unheimlichen Wesen aus dem Meer geschlossen hatten. Sie brachten den Wesen Menschenopfer dar im Tausch gegen fremdartige goldene Schmuckstücke und guten Fischfang. Von den Inselbewohnern erhielt Marsh ein seltsam geformtes Artefakt aus Blei, das zusammen mit den richtigen Riten die Tiefen Wesen herbeirufen sollte, wenn es ins Wasser geworfen wurde.
Am Devil's Reef, eine Meile vor der Küste von Innsmouth, befindet sich eine Kolonie der Tiefen Wesen, die unterseeische Stadt Y'ha-nthlei. Marsh gelang es so, den Kontakt zu den Wesen herzustellen.
Tabelle: Die Geschichte des Esoterischen Orden des Dagon
Ritualplatz und Priester: Das Hauptquartier des Ordens wurde im ehemaligen Freimaurertempel am New Church Green eingerichtet. Von außen ist die Säulenhalle heruntergekommen und ein kaum lesbares schwarz-goldenes Schild trägt die Aufschrift Esoterischer Orden des Dagon. Auch weitere Kirchen wurden später in Anbetungsstätten Dagons verwandelt. Die ersten Priester des Ordens waren ehemalige Seeleute, die Marsh treu ergeben waren. Später wurden vor allem Hybride zu Priestern Dagons. Sie tragen fremdartige Roben und einen hohen bizarr verzierten goldenen Kopfschmuck, eine Tiara aus dem Goldschatz der Tiefen Wesen (siehe auch Tiara der Tiefen Wesen).
Riten: Marsh lockte die Bewohner mit dem Argument, man solle „Götter, die Fisch herbeibringen und Gebete wirklich erhören“ anbeten. Nachdem der Orden die Macht in Innsmouth an sich gerissen hatte, mussten alle Einwohner mit einem Eid auf Dagon Stillschweigen schwören. Später kamen weitere Eide auf Dagon hinzu, deren Inhalt mysteriös bleibt, jedoch offenkundig etwas mit der Paarung mit Tiefen Wesen und der Aufzucht des hybriden Nachwuchses zu tun hat.
Die Versprechen des Kultes an die Bewohner Innsmouths war im Gegenzug Wohlstand (in Form von Fisch und dem fremdartigen Goldschmuck der Tiefen Wesen, der in der Marsh Refinery zu Goldbarren umgearbeitet wurde) sowie Unsterblichkeit für die hybriden Nachkommen, die aus den Paarungen von Menschen mit Tiefen Wesen entstehen.
Zeremonien und Riten finden nachts statt und gehen mit Gesängen einher, oft sind dabei Tiefe Wesen anwesend. Große Rituale werden immer gemeinsam mit zahlreichen Tiefen Wesen abgehalten und am 30. April (Walpurgisnacht) sowie am 31. Oktober (Halloween) gefeiert. Dabei finden auch Menschenopfer statt. Gerüchten zufolge werden dabei manchmal sogar Shoggothen beschworen.
Typische Rituale eines Priesters des Ordens sind: Aklo Sabaoth (Cthulhu), Rufe Wesen (Tiefe Wesen), Rufe Wesen (Shoggothe), Übernahme.
Yog-Sothothery: Zweifellos sind Hybride der Razzia auf Innsmouth entkommen und auch die Tiefen Wesen scheinen das Devil's Reef nicht aufgegeben zu haben. Und wer weiß, bei welchem ahnungslosen Abkömmling eines Tiefen Wesens der „Ruf der Tiefe“ eines Tages erwachen wird?
Hasturs Hirten (Kult des Gelben Zeichens)
Gegenspieler der Mi-Go im Namen des Gelben Zeichens
Dieser geheime und weltweit verbreitete Kult verehrt Hastur, sät Wahnsinn in seinem Namen. Daneben hat sich der Kult aus nicht näher bekannten Gründen auch der gnadenlosen Verfolgung und Bekämpfung der außerirdischen Mi-Go verschrieben. Die Kultisten sind meist völlig wahnsinnige Günstlinge Hasturs, denen der Große Alte telepathische und manipulative Fähigkeiten verliehen hat und die sicher auch über verschiedene Rituale verfügen. Als Erkennungszeichen dient den Kultisten das mysteriöse Gelbe Zeichen. Sie trachten stets danach, versteckte Kolonien der Mi-Go auf der Erde aufzustöbern und auszulöschen – koste es, was es wolle.
Die Kultisten können weltweit auf umfangreiche Ressourcen und Logistik zurückgreifen und verfügen typischerweise über die Fähigkeit der Telepathie sowie drei weitere Rituale nach Wahl aus den folgenden: Aklo Sabaoth (Hastur), Dho-Hna-Formel, Rufe Wesen (nach Wahl), Schaden verursachen, Übernahme, Voorisches Zeichen.
Yog-Sothothery: Warum die Anhänger Hasturs die Mi-Go jagen, ist unbekannt. Vielleicht besteht eine tiefgreifende Rivalität der von den Mi-Go hauptsächlich angebeteten Gottheiten Nyarlathotep und Shub-Niggurath zu Hastur? Oder haben die Mi-Go Hastur einst ihre Ehrerbietung entzogen und dabei den Zorn des Großen Alten geweckt?
Möglicherweise ist es die Aufgabe der Kultisten, als Hirten in Hasturs Namen die Menschheit Lämmern gleich zu beschützen, um sie einst für ihren Gott auf die Schlachtbank zu führen. Oder Hastur hat ein anderweitiges Interesse an der Erde.
Die Kultisten des Gelben Zeichens können hinter dem FHTAGN-Netzwerk stehen und die Charaktere benutzen, um ihren eigenen unverständlichen Plänen zu folgen.
Es gibt einen ganzen geheimen Kult böser Menschen (ein Mann deiner Gelehrsamkeit in mystischen Dingen wird verstehen, wenn ich sie mit Hastur und dem Gelben Zeichen in Verbindung bringe), die sich dem Zweck verschrieben haben, sie im Namen monströser Mächte aus anderen Dimensionen zu jagen und zu verletzen. Gegen diese Aggressoren – nicht gegen normale Menschen – richten sich die drastischen Vorkehrungen der Äußeren.
There is a whole secret cult of evil men (a man of your mystical erudition will understand me when I link them with Hastur and the Yellow Sign) devoted to the purpose of tracking them down and injuring them on behalf of monstrous powers from other dimensions. It is against these aggressors—not against normal humanity—that the drastic precautions of the Outer Ones are directed.
– The Whisperer in Darkness,
Howard Phillip Lovecraft, 1931
Hexen-Coven
Bewahrerinnen uralten Wissens
Hexen sind oft in geheimen Coven oder Zirkeln organisiert, die sich zu nächtlichen Treffen an besonders mystischen oder gar unnatürlichen Orten verabreden. So gelten in Arkham das düstere Tal mit dem Weißen Stein jenseits des Meadow Hills und die unbewohnte Insel mitten im Miskatonic als Orte nächtlicher Umtriebe. Und in den tiefen Wäldern um Chesuncook in Maine soll es tief unter der Erde gelegene Katakomben mit dunklen Altären und bodenlosen Gruben im Boden geben.
Nicht selten bewahren Hexen das Wissen vergangener Äonen, das sie mündlich weitergeben. Die Größe eines Hexencovens ist meist überschaubar, kann aber auch mehrere Hundert Mitglieder umfassen.
Rituale der Hexen: Häufig verehren Hexen den Schwarzen Mann (ein Avatar Nyarlathoteps), der ihnen im Gegenzug für ihren Treueschwur Rituale und geheimes Wissen zukommen lässt. Die Hexe muss dazu ihren Namen mit Blut in das Buch Azathoths schreiben und einen neuen Geheimnamen annehmen. Es ist jedoch ebenso denkbar, dass sie in pervertierten Fruchtbarkeitsriten Shub-Niggurath huldigen oder den Herrn der Dimensionen, Yog-Sothoth, anbeten.
Darüber hinaus verfügen Hexen nicht selten über einen Vertrauten oder ein Hexentier mit besonderen Eigenschaften und Fertigkeiten wie z. B. das Rattenwesen Brown Jenkin, das Keziah Mason diente. Die Herkunft und das wahre Wesen dieser Kreaturen bleiben rätselhaft.
Kult der Kriechenden
Primordialer Fruchtbarkeitskult in Kingsport
Im Fischerörtchen Kingsport existiert ein Kult, der uralt ist, viel älter als die Stadt und älter gar als die Menschheit. Die Mitglieder des Kultes sind keine lebenden Menschen mehr, sondern Kriechende. Nach ihrem Tod wurden ihre Körper bestattet und von Maden und Würmern zersetzt. Doch ihre Geister starben nicht, sondern erfüllten die Maden mit ihrem bösartigen Bewusstsein und die Würmer gewähren ihnen nun unheiliges, immerwährendes Leben. Zumeist handelt es sich bei den Mitgliedern um Ritualwirkerinnen und Zauberinnen sowie ihre Angehörigen.
Die Maden können Kleidung ausfüllen und einen Kopf bilden. So ermöglichen sie es den Geistern der Zauberkundigen, eine menschliche Form anzunehmen, doch die lebenden Toten können nicht sprechen und die Maden können auch kein Gesicht nachbilden. So sind die Kultisten stets stumm und nutzen gut gearbeitete Wachsmasken, um das Fehlen eines echten Gesichts zu kaschieren. Sie tragen meist unter weiten Umhängen die abgewetzte Kleidung ihrer längst vergangenen Epoche.
Die Mitglieder des Kultes entstammen einem uralten, verstohlenen Volk, das einst aus „südlichen Gärten voller Orchideen“ kam und nun weltweit verstreut zurückgezogen lebt und lediglich die Mysterien und Rituale seiner Vorfahren weiter streng befolgt. Die verbotenen Feiern werden im Verborgenen zelebriert und der Hauptfeiertag des Kultes wird mindestens einmal in jedem Jahrhundert begangen. Der Kult besitzt zahlreiche okkulte Bücher und Folianten unnatürlichen Wissens, darunter Remigius’ Daemonolatreia und das Necronomicon in Olaus Wormius' lateinischer Übersetzung.
Der Ritualplatz: In Kingsport treffen sich die Mitglieder des Kultes tief in den Eingeweiden der Erde des Central Hill. Der Ritualplatz wird durch ein Grab in der Krypta unter der dortigen Kirche erreicht. Ein grob behauenes Treppenhaus aus Stein führt in pilzüberwucherte Kavernen voller gigantischer Giftpilze und grünspanüberzogener Steine, die von dem Licht einer kränklichen grünen Flamme erleuchtet und von einem ölig stinkenden, düsteren Fluss durchzogen werden.
Der Jul-Ritus: Der Hauptfeiertag des Kultes fällt auf die Zeit des christlichen Weihnachtsfestes bzw. des vorchristlichen nordischen Julfestes und der Wintersonnenwende, wenn Aldebaran, Orion und Sirius am Himmel stehen. Es handelt sich um ein äußerst urtümliches, unnatürliches Fruchtbarkeitsfest.
Das Ritual findet um Mitternacht statt. Die Mitglieder formen dabei einen Halbkreis um ihren Hohepriester und die grüne Flamme, während ein amorpher, ungesehener Flötenspieler in den Schatten das stumme, gestenreiche Ritual mit dissonanten Klängen untermalt. Die Kultisten erweisen der grünen Flamme ihre kriecherische Ehrerbietung und das Necronomicon scheint eine bedeutende Rolle in diesem Ritual zu spielen. Danach erscheinen hybride geflügelte Wesen, vermutlich Dunkeldürre, die die Kultisten am öligen Fluss entlang ins Dunkel tragen.
Die Kriechenden verfügen zumeist über folgende Rituale: Aklo Sabaoth (Shub-Niggurath), Rufe Wesen (Dunkeldürre), Tor in den Winkeln, Schaden verursachen.
Yog-Sothothery: Welche Gottheit die Kultisten anbeten, bleibt unklar, doch da es sich um stark pervertierte Fruchtbarkeitsriten handelt, ist es gut möglich, dass die Kriechenden Shub-Niggurath verehren.
Es ist unklar, wohin die Kultmitglieder auf den Dunkeldürren fliegen. Doch es liegt nahe anzunehmen, dass sie körperlich in die Traumlande übersetzen, wofür neben den Dunkeldürren auch die ominöse Herkunft ihrer Vorfahren spricht, ebenso wie die Tatsache, dass die Kriechenden unbemerkt vom modernen Kingsport in einer altertümlichen Version des Städtchens zu wohnen scheinen. Der Hauptkultort wird also wohl in den Traumlanden zu suchen sein.
Auch die grüne Flamme in der Kaverne unter Kingsport, der scheinbar eine gewisse Verehrung zuteil wird, scheint dafür zu sprechen. Steht sie in Verbindung zu der Flammensäule in der Kaverne der bärtigen Priester Nasht und Kaman-Thah?
Es scheint, dass Abkömmlinge dieses Volkes wie magisch nach Kingsport gezogen werden, wenn einmal in einem Jahrhundert die Feier des Jul-Ritus ansteht. Stets steuern sie instinktiv das Haus des Hohepriesters an, das siebte Haus in der Green Lane in Kingsport. Und sicherlich ist Kingsport nicht der einzige Ort, an dem die alten Riten hochgehalten werden.
Es war der Jul-Ritus, älter als die Menschheit und geschaffen diese zu überdauern; die ursprünglichste Feierlichkeit zur Sonnenwende und zum Versprechen des Frühlings jenseits des Winters; der Ritus von Feuer und Immergrün, Licht und Musik. Und in der Stygischen Grotte sah ich sie den Ritus vollziehen, sah, wie sie die kränkliche Flammensäule anbeteten und wie sie händeweise die zähe Vegetation herausrissen, die im chlorotischen Lichtschein grün glänzte, und sie in das Wasser warfen.
It was the Yule-rite, older than man and fated to survive him; the primal rite of the solstice and of spring‘s promise beyond the snows; the rite of fire and evergreen, light and music. And in the Stygian grotto I saw them do the rite, and adore the sick pillar of flame, and throw into the water handfuls gouged out of the viscous vegetation which glittered green in the chlorotic glare.
– The Festival,
Howard Phillips Lovecraft, 1925
Kult der Leichenfresser von Leng
Kult untoter Ghoule und Menschen
Dieser Kult, der das Seelen-Symbol aus Jade als Erkennungszeichen verwendet, war einst besonders abscheulichen untoten Ghoulen vom schrecklichen Plateau von Leng, den sogenannten Bluthunden, vorbehalten. Doch im Laufe der Jahrhunderte gerieten Jadeanhänger des Kultes auch in die Hände von Menschen – seien es Zauberinnen, Grabräuberinnen, Leichenfledderinnen oder Archäologinnen, was zumeist mit dem Auftauchen eines Bluthundes und der Vernichtung des Unglücklichen endete. Doch nicht ganz – denn ein von einem Bluthund zerfetzter Mensch verwandelt sich nach seinem Tod selbst in einen unerbittlichen untoten Jäger. So besteht der Kult heute aus untoten ehemaligen Menschen und untoten Ghoulen. Jedes Mitglied des Kultes besitzt ein Jadeamulett mit dem Seelen-Symbol des Kultes und wird erbarmungslos verfolgen, wer es wagt, dieses Amulett an sich zu nehmen.
Die untoten Leichenfresser schrecken weder vor dem Verzehr toter Artgenossen (seien es Ghoule oder Menschen) noch vor der Tötung lebender Wesen zurück, die sie dabei grauenhaft zerfetzen und verstümmeln. Das Zentrum des Kultes soll sich im abgeschiedenen Leng befinden, doch da in Leng die Schleier zwischen den Welten bekanntlich sehr dünn sind, ist es unklar, ob das Plateau von Leng nun in Zentralasien oder in den Traumlanden liegt.
Yog-Sothothery: Die Ziele des Kultes der Leichenfresser sind unbekannt. Handelt es sich um die heimlichen Anführer oder die Priesterschaft der Ghoule? Dient der Kult dem Kriechenden Chaos, Nyarlathotep?
In welcher Beziehung steht der Kult zu jenem prähistorischen Steinkloster in Leng und dem dortigen Hohepriester-der-nicht-beschrieben-werden-darf? Ist er selbst ein Bluthund und geheimer Anführer des Kultes?
Das prähistorische Felsenkloster in Leng
In der eisigen Einöde von Leng steht ein prähistorisches Felsenkloster, in dem gänzlich allein der Hohepriester-der-nicht-beschrieben-werden-darf residiert, der den Anderen Göttern – Yog-Sothoth, Azathoth, Shub-Niggurath und Nyarlathotep – dient.
Das Kloster ist ein fensterloser und lichtloser Ort, dessen Inneres mit schrecklichen Bas-Reliefs geschmückt ist, die die Geschichte der Menschen von Leng, ihren Kampf mit den purpurnen Spinnen von Leng und ihre Unterwerfung durch die Mondbestien darstellen. In einer Krypta, in den dunklen und übelriechenden Tiefen des Klosters, residiert der Hohepriester auf einem goldenen Thron, der sich auf einem steinernen Podest erhebt. Davor umgeben sechs steinerne Altäre eine runde, bodenlose Grube, von der man munkelt, sie reiche bis in die Gewölbe von Zin hinunter. Der Hohepriester ist in gelbe Seidenroben gekleidet und trägt eine gelbe Seidenmaske. Das Wesen spricht nicht, sondern kommuniziert, indem es auf einer geschnitzten Elfenbeinflöte schreckliche Töne produziert.
Es ist unbekannt, welche Art von Wesen sich unter der Maske verbirgt. So könnte es sich um eine Mondbestie, den Hohepriester des Kultes der Leichenfresser oder gar um einen Avatar Nyarlathoteps oder des Königs in Gelb handeln.
Kult der Wissenden
Unterstützer der Großen Rasse von Yith
Zu jeder Zeit hat es Menschen gegeben, denen Wissen, auch gefährliches oder verbotenes Wissen, wichtiger war als alles andere. Solche Menschen sind empfänglich, ja geradezu gierig, nach Brocken des umfangreichen Wissens, das sich die Große Rasse auf ihren Zeitreisen angeeignet hat. Dieser Kult wird bereits im Necronomicon erwähnt und so gibt es offenkundig bereits seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, willfährige Helfer für die Yithianer. Es handelt sich dabei jedoch mehr um einen losen Verbund von einzelnen Personen als eine große, streng hierarchisch organisierte Gesellschaft. Die Mitglieder unterstützen die Zeitreisenden in ihrer jeweiligen Epoche finanziell oder logistisch und es mag auch geschehen, dass einer der Wissenden einem Reisenden der Großen Rasse freiwillig seinen Körper zur Verfügung stellt – mit allen unaussprechlichen Konsequenzen für seinen Geist.
Und auch wenn der in der Vergangenheit festgesetzte menschliche Geist vor seiner Rückkehr durch eine spezielle Form der Hypnose von seinem neu erlangten Wissen gereinigt – und insofern um den Preis für seine Mithilfe betrogen wird – so bleibt doch manchmal fragmentarisches Wissen aus den ungeheuren Wissenssammlungen der Großen Rasse in diesem Geist zurück und erlaubt so manchen verwaschenen Blick in längst vergangene Zeiten oder in die ferne Zukunft.
Yog-Sothothery: Die Wissenden beherrschen in der Regel selbst keine Rituale, jedoch kann es sein, dass sie durch Mitglieder der Großen Rasse oder gar eine eigene Projektionsreise in den Körper eines Yithianers über außergewöhnliches Wissen der Vergangenheit oder der Zukunft des Planeten verfügen. Außerdem sind sie in der Lage, Projektionsmaschinen der Großen Rasse zu bedienen oder wissen, wo sich eine solche Maschine befindet.
Die Prophezeiungen eines Nostradamus oder in moderner Zeit mysteriöses Wissen über bevorstehende Finanzkrisen mögen leicht auf die Wissenden zurückzuführen sein.
Starry-Wisdom-Sekte
Wissen von den Sternen im Austausch für Menschenopfer – Die Anbeter des Jägers aus dem Dunkeln
Der Archäologe und Okkultist Professor Enoch Bowen fand 1844 bei einer Ausgrabung in Ägypten ein Artefakt, den Leuchtenden Trapezoeder, den er mit nach Providence/USA brachte. Dort gründete er einen Kult, die Starry-Wisdom-Sekte. Der Kult hatte 1845 bereits fast 100 Mitglieder und beschwor das Ding, das im Trapezoeder gebunden ist, den Jäger aus dem Dunklen.
Die Kirche auf dem Federal Hill: Zwischen 1844 und 1877 vollzog der Kult seinen Riten in der alten, düsteren Kirche auf dem Federal Hill in Providence. Über dem Altar hängt ein altägyptisches Ankh oder Henkelkreuz, während die Fensterbilder verstörende Heilige und eine Schwärze darstellen, aus der sich Spiralen eines seltsamen Lichts ergießen.
Der Kult verfügte über zahlreiche Bücher unnatürlichen Wissens wie eine lateinische Version des Necronomicon und andere auch unbekanntere Schriften wie die Pnakotischen Manuskripte oder das Buch von Dzyan.
Die Riten des Kultes fanden im abgedunkelten Glockenturm statt, wo der Trapezoeder auf einem steinernen Podest ruhte, umgeben von sieben hohen Stühlen für die wichtigsten Mitglieder der Sekte. Der Jäger aus dem Dunkeln hielt sich zumeist im fensterlosen, lichtlosen Dachstuhl des Turmes auf.
Tabelle: Geschichte der Starry-Wisdom-Sekte
Die Riten des Kultes: Der Trapezoeder ermöglichte den Kultisten Blicke in ferne Welten. 1848 beschwor Bowen mithilfe von mehreren Menschenopfern und bizarren altägyptischen Riten den Jäger aus dem Dunkeln, der seitdem den Kultisten Geheimnisse und Wissen von jenseits der Sterne vermittelte – gegen weitere Menschenopfer. Und so verschwanden immer wieder Menschen in den Straßenzügen um den Federal Hill. Die Sektenmitglieder verwendeten das außerirdische Aklo als Geheimsprache und für ihre eigenen Aufzeichnungen, die sie zusätzlich verschlüsselten.
Yog-Sothothery: Unklar bleibt, was mit den Büchern und den Aufzeichnungen der Sekte geschah.
Es steht außer Frage, dass der Trapezoeder über kurz oder lang wieder zum Vorschein kommen wird und erneut Menschen in seinen Bann ziehen wird.
Man munkelt, dass der Jäger aus dem Dunkeln ein Avatar Nyarlathoteps ist.