Tod eines Urbexers

Neugier ist der Katze Tod, so heißt es. Gefahr droht Menschen, die Urban Exploration betreiben und dabei alte Industrieruinen oder andere Lost Places erkunden, nicht nur in Form von maroder Gebäudesubstanz und übereifrigen Wachdiensten, sondern bisweilen auch durch mysteriöse Artefakte. Das Schicksal eines besonders unglücklichen Urbexers ist in dieser Polizeiakte festgehalten, die über das FHTAGN-Netzwerk geleakt wurde.

POLIZEIINSPEKTION BXXXXXX

Ermittlungsbericht
Az.: B/674/24


Ermittlungen im Fall Florian Sxxxxx (Geschädigter) wegen Tötungsdelikt
Todeszeitpunkt zwischen 09.03.2024 und 10.03.2024


Ermittelnder Beamter:
POKin Schäfer

Inhalt der Ermittlungen:
Der Geschädigte wurde am 14.03.2024 in seiner Wohnung in der xxxxxxxstraße x in xxxxx Bxxxxxx von PHM Brockmann tot aufgefunden. Der Nachbar Cxxxxxx hatte zuvor wegen Geruchsbelästigung, deren Ursprung die Wohnung des Geschädigten war, die Polizei gerufen.

In der Wohnung des Geschädigten wurden zahlreiche handschriftliche Unterlagen sichergestellt, die derzeit ausgewertet werden.

Tatverdächtiger:
Kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ermittelt werden. Fremdverschulden ist laut Obduktionsbericht nicht auszuschließen.

Tathergang:
Kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ermittelt werden.

Beweismittel:
A. Zeugenvernehmung Christina Wxxxxx, Roland Wxxxxxx vom 25.03.2024
B. Obduktionsbericht vom 15.03.2024
C. von den o. g. Zeugen am 29.02.2024 angefertigte Fotos

A. Zeugenvernehmung

Datum: 25.03.2024
Anwesende Personen: POKin Schäfer, Zeugin Christina Wxxxxx, Zeuge Roland Wxxxxxx
Beginn der Zeugenvernehmung: 18:15 Uhr
Ende der Zeugenvernehmung: 19:10 Uhr

POKin Schäfer ermahnt die Zeugen zunächst gemäß § 57 StPO zur Wahrheit und belehrt sie über die strafrechtlichen Folgen einer unrichtigen oder unvollständigen Aussage.

POKin Schäfer: Bitte schildern Sie mir die genauen Umstände, wie sie Ihrer Wahrnehmung nach zum Tod von Herrn S. geführt haben.

Zeugin W.: Herr S., Herr W. und ich sind befreundet und gehen öfter gemeinsam urbexen. Also, das bedeutet, dass wir in leerstehende Gebäude gehen und Fotos machen und die dann in einem Internetblog posten. Am 29.02.2024 waren wir zusammen in der Ruine xxxxxxxx in xxxxxxxxx. Wir haben Fotos gemacht und uns umgesehen; manchmal kann man auch coole alte Sachen entdecken, die man mitnehmen kann oder auch lieber nicht.

Als wir in einen alten Kellerraum unter der Ruine kamen, hatten wir alle plötzlich so einen komischen Druck auf den Ohren. Hinten an der Wand stand ein größerer Gegenstand, der mit einer alten Decke zugehängt war. Herr S. ging als erster von uns hin und zog die Decke weg. Da war so eine komisch geformte goldfarbene Metallkiste drunter, die auf einem alten Tischchen stand. Herr W. und ich haben die ganze Zeit Fotos gemacht. Herr S. hat dann die beiden Türen der Kiste geöffnet, die waren so seltsam verziert mit … Tentakeln oder so? Er hat dann bestimmt fünf Minuten wie gebannt in die Kiste gestarrt und war nicht ansprechbar. Ich habe ihm nur mal kurz über die Schulter geguckt – in der Kiste war so ein seltsamer schwärzlich-roter Stein mit vielen Facetten, der leuchtete. Mir wurde ganz komisch und ich habe ganz schnell wieder weggeguckt und weiter Fotos gemacht. Auf einmal fing Herr S. an laut zu schreien! So merkwürdige Worte, die ich noch nie vorher gehört habe, wie aus einer fremden Sprache. Es klang, als ob er Schmerzen habe. Herr W. und ich haben dann versucht, ihn von der Kiste wegzuziehen, aber es nicht geschafft. Wir haben beide schreckliche Angst bekommen und sind abgehauen.

Zeuge W.: Frau W. und ich fuhren von der Ruine nach Hause und hatten bald ein schlechtes Gewissen, weil wir Herrn S. dort alleine zurückgelassen hatten. Wir haben mehrmals versucht, ihn auf seinem Handy anzurufen, aber er ging nicht ran. Am nächsten Nachmittag sind wir zu ihm nach Hause gefahren um zu schauen, ob es ihm gut geht. Er hat uns die Tür aufgemacht und ich habe schon gesehen, dass er wohl nicht geschlafen hatte. Wir haben nicht aus ihm rausbekommen, was er in dieser Kiste gesehen hat, er hat nur wirres Zeug geredet, etwas von einer Botschaft, die er empfangen hat, und etwas von einem Ritual oder so … er hatte auf seinem Schreibtisch einen Haufen Notizen und Zeichnungen. Wir sind dann wieder gegangen. Das war das letzte Mal, dass wir ihn lebend gesehen haben. Eine Woche später waren wir dann nochmal bei ihm, weil er nicht ans Handy ging, aber er hat die Tür nicht aufgemacht.

Notiz POKin Schäfer:
Abzüge der von den Zeugen am fraglichen Tag angefertigten Fotos wurden als Beweismittel zur Akte genommen. Auffällig sind die wechselnden EXIF-Daten ab Foto Nr. 5. Am 26.03.2024 fand eine Begehung der Ruine xxxxxxxxx durch PHM Brockmann statt. Die von den Zeugen beschriebene Kiste war vor Ort nicht aufzufinden.

B. Obduktionsbericht

B._Obduktionsbericht.pdf

C. Fotos

C._Fotos_Polizeiakte.pdf