Das Szenario "Ein Opfer für den Mondbaum – Ein Traumlande-Intermezzo" wurde von Julia bereits 2018 für den 7. Winter One Page Contest (WOPC) geschrieben.
Es belegte damals in der Kategorie "Im Feenwald", gemeinsam mit einem anderen Szenario, den 2. Platz.
Es wurde ebenfalls in der Lovecrafter-Doppelausgabe 9 & 10 veröffentlicht, die es mittlerweile auch digital als PDF zu kaufen gibt.
Hintergrund
In den Traumlanden liegt nahe der Wachen Welt ein verzauberter Wald aus ungeheuren Eichen, deren verdrehte Äste ein dichtes Blätterdach formen. Die Düsternis des Waldes wird vom phosphoreszierenden Licht eigenartiger großer Pilze erhellt. Über dem moosigen Boden schwirren riesige Insekten und es wispert und raschelt im Dickicht. Hier leben kleine braune Geschöpfe: die verstohlenen Zoogs.
Im Zentrum des Waldes steht auf einer Lichtung ein Kreis aus uralten bemoosten Steinen, die sich soweit durch das Blätterdach erheben, dass ihre Spitzen nicht mehr zu sehen sind. In der Umgebung des Kreises wachsen die Pilze dichter als anderswo und dort steht ein einzelner, unheimlicher Baum, dessen Samen einst vom Mond fiel und hier Wurzeln schlug. Aus dem vergorenen Saft des Mondbaums stellen die Zoogs einen eigentümlichen Wein her, dem besondere Effekte innewohnen und der in ihren Stammesriten eine Rolle spielt. Doch zu bestimmten Zeiten beginnt der Saft des Baumes zu versiegen und die Kraft des Baumes muss mit einem Blutopfer erneuert werden. Und wer käme für ein solches Opfer besser in Frage als die Erzfeinde der Zoogs: Katzen.
Die Zoogs
Zoogs sind kleine braune Geschöpfe, flink, neugierig und ein wenig boshaft, die im verwunschenen Wald in unterirdischen Tunneln und Höhlen und in den Stämmen der gewaltigen Eichen in dorfähnlichen Gemeinschaften leben. Sie erforschen im Verborgenen weite Teile der Traumlande und seltener die Wache Welt, in die sie aber immer nur sehr kurz und daher nicht sehr weit vordringen können.
Zoogs leben vor allem von Pilzen, aber sie verschmähen auch Fleisch nicht. Der Mondwein, den sie aus dem Saft des Mondbaums fermentieren, macht erst sehr gesprächig und dann sehr müde.
Ihre flatternd-flirrende Sprache kann man erlernen und manche der älteren Zoogs sprechen sogar die Sprache der Menschen.
Reisende im verwunschenen Wald sehen als erstes die seltsamen Augen der Zoogs aus dem Dickicht starren. Und auch wenn ein einzelner Zoog einem Menschen kaum gefährlich werden kann, so sind sie in der Masse durchaus eine ernst zu nehmende Bedrohung.
Die Zoogs verfügen über eine Adelsschicht und werden von den ältesten und weisesten Zoogs, dem „Rat der Weisen“, angeführt. Von ihren Streifzügen bringen sie manches Geheimnis der Traumlande und der Wachen Welt zurück, die sie zu Hause von Generation zu Generation weitergeben. Sie verhandeln und schließen Verträge, an die sie sich aber nicht immer halten.
Ihre größten Feinde sind die Katzen, mit denen es einst zum Krieg kam, weil Zoogs in Ulthar ein Kätzchen gefressen hatten und dafür von den dortigen Katzen verspeist worden waren. Durch die Hilfe von Randolph Carter trugen die Katzen letztlich den Sieg davon. Seitdem leben 12 junge adelige Zoogs stets als Geiseln im Tempel der Katzen von Ulthar und die Zoogs schulden den Katzen einen jährlichen Tribut aus Wildtieren.
Wie es beginnt ...
Die Charaktere sind abends auf der Straße unterwegs, als ihnen ein verletztes Kätzchen vor die Füße fällt. Es befindet sich kein größeres Haus in unmittelbarer Nähe, die Katze scheint sprichwörtlich aus dem Himmel gefallen zu sein, an dem ein heller Vollmond zu sehen ist. Biologie oder Medizin (automatischer Erfolg ab 30%) enthüllt: Die Wunden stammen nicht von einem bekannten Tier. Die Katze greint leise; wer sich um sie kümmert, wird flehend angesehen. Mit Erste Hilfe kann man das Kätzchen retten, sonst stirbt es im Laufe der Nacht.
Was tatsächlich geschah: Die kleine Katze entkam dem Ritual der Zoogs und sprang aus den Traumlanden zurück in die Wache Welt.
Träume bei Vollmond
In dieser Nacht träumen alle Charaktere zusammen den gleichen Traum (insbesondere beim ersten Ausflug in die Traumlande muss nicht gleich klar werden, dass es ein Traum ist). Sie laufen durch einen dichten Nebel. Vor ihnen ist das Maunzen einer Katze zu hören, doch ist durch den wabernden Schleier kaum etwas zu sehen. Irgendwann erreichen sie ein Loch im Boden. 70 Stufen, die Stufen des Leichten Schlummers, führen in die Tiefe zu einer Kaverne, die von Flammen ausgeleuchtet wird. Hier werden die Charaktere von zwei ägyptisch gekleideten, bärtigen Männern begrüßt. Es handelt sich um die Priester Nasht und Kaman-Thah, die den Zugang zu den Traumlanden hüten.
Betreten die Charaktere die Traumlande zum ersten Mal, erhalten sie zwei neue Fertigkeiten: Träumen (Grundchance = EN) und Traumlandwissen (Grundchance = Unnatürliches Wissen).
Der Verwunschene Wald
Über die 700 Stufen und durch das Tor des Tieferen Schlummers treten die Charaktere in den fremdartigen Wald ein, den sie erforschen können. Mit Wahrnehmung (automatischer Erfolg ab 40%) sieht man feine Blutspuren. Folgt man ihnen, gelangt man durch den dichten, sonderbaren Wald zu einer Stelle, an der sich offenbar ein Kampf abgespielt hat. Mit Suchen sind hier kleine Spuren erkennbar, die keinem bekannten Tier zugeordnet werden können, sowie Katzenhaare. Die Spuren führen zu der Lichtung mit dem Steinkreis. Finden die Charaktere die Spuren nicht, stolpern sie im Verlauf ihrer Erforschung zufällig über den Mondbaum. Dann besteht jedoch eine Chance, von den Zoogs bemerkt zu werden (vergleichende Probe des schlechtesten Wertes in Heimlichkeit gegen die Wachsamkeit der Zoogs).
Der besorgte Bruder
Die Charaktere hören ein deutliches Knacken im Gebüsch. Ein Junge von 10 Jahren kommt zum Vorschein. Er hat ein längeres Messer dabei und scheint etwas zu suchen. Damio ist der große Bruder des von den Zoogs gestohlenen Kleinkindes. Er sollte auf seine kleine Schwester aufpassen, ließ sie aber unglücklicherweise für einen Moment aus den Augen – und nun ist sie verschwunden. Da er weiß, dass die Zoogs gelegentlich Babys stehlen, machte er sich allein auf die Suche nach ihr. Er weiß vom Mondwein der Zoogs, aber nichts vom stattfindenden Ritual. Damio möchte mitkommen. Wird er weggeschickt, sucht er allein weiter.
Der Mondbaum
Am Rande des Steinkreises steht ein großer, bleicher, krank aussehender Baum, der sich von allen anderen Bäumen hier unterscheidet. Um ihn herum kann man Bewegungen erkennen. Wenn die Charaktere leise sind, können sie im Dickicht unbemerkt näher herankommen. Ansonsten werden sie von den Zoogs entdeckt. Die Rinde des Baumes weist Kerben auf, die darauf hindeuten, dass er öfter angezapft wird, um seinen Saft aufzufangen. Um den Baum herum, auf Baumstämmen und in den Ästen sind Dutzende kleiner, brauner Wesen versammelt, die entfernt an Ratten oder Eichhörnchen erinnern – Zoogs (Traumlandwissen). Die Zoogs musizieren auf kruden Flöten und Trommeln. Am Baum steht ein geflochtener Käfig, in dem sich 3 Kätzchen und ein ca. anderthalbjähriges, laut weinendes Kleinkind befinden. Daneben steht ein alter Zoog, der in einer flirrenden, trillernden Sprache scheinbar eine Art Ritual vollzieht. Reagieren die Charaktere nicht gleich, zieht der alte Zoog eine Katze aus dem Käfig und beißt ihr in den Hals. Das Blut des jammernden, ausblutenden Tieres verteilt er am Fuße des Mondbaums. Ist Damio dabei, will er gleich losstürmen. Ansonsten könnte es sein, dass er im weiteren Verlauf ebenfalls den Steinkreis findet und in das Ritual stolpert.
Werden die Charaktere entdeckt oder treten von sich aus auf die Lichtung, werden sie schnell von den Zoogs umringt. Sie haben nun verschiedene Möglichkeiten:
Verhandeln
Der alte Zoog unterbricht seine Zeremonie und es stellt sich heraus, dass er ein wenig die Menschensprache spricht. Er erklärt, warum der Mondbaum so wichtig für die Zoogs ist. Die Charaktere können verhandeln. So könnten sie ihr Blut als Opfer für den Mondbaum anbieten (ihr Tod ist nicht erforderlich – sie sind ja viel größer) oder anbieten, ein anderes Opfer herbeizuschaffen. Das erfordert aber einen Pakt mit den Zoogs, der mit berauschendem Mondwein besiegelt wird. Der Baum muss jedoch so oder so Blut erhalten.
Kampf
Greifen die Charaktere an, kämpfen sie zwar gegen kleine Gegner, die jedoch deutlich in der Überzahl sind. Dabei ist zu beachten, dass die Charaktere vermutlich keinerlei Bewaffnung mit sich führen.
Träumen
Etwas erträumen, das die Zoogs ängstigt oder als Waffe fungieren kann (Regeln dazu finden sich im FHTAGN Regelwerk)
Ablenkung
Eine gelungene Ablenkung kann genug Zeit verschaffen, um die Katzen und das Kleinkind zu befreien. Um den schnellsten Weg aus dem Wald zu finden, ist Navigation, Suchen (Rückverfolgung der eigenen Spuren) oder Damios Hilfe erforderlich.
Hilfe holen
Man könnte auch bei den nahegelegenen Dörfern außerhalb des Waldes Unterstützung durch Katzen holen. Da das aber eine Weile dauert, müssten die Zoogs solange hingehalten oder abgelenkt werden. Findet man eine Katze, kann diese in kurzer Zeit bis zu 1W20 weitere Katzen herbeirufen.
Ende
Je nach Ende haben sich die Charaktere die Zoogs zum Freund – naja, zumindest zu Verbündeten auf Zeit – oder zum bitteren Feind gemacht. Retten sie die Katzen, verdienen sie sich damit die Freundschaft aller Katzen. Sie können sich Fremdsprache (Zoogs) auf 5% notieren. Die Kinder können sie sicher heimbringen, wo sich die Eltern für die Rettung erkenntlich zeigen.
Werte
Die Werte für Zoogs, den Älteren Zoogs und Katzen der Traumlande finden sich in der Spielwelt.