Achim: Ungelesene Nachricht(en)
Hey wo seid ihr? Prüfung war voll Abfuck 10:20
Bin raus geflogen, weil mein scheiß Handy gepiept hat. Dabei war ich auf Flugmodus. WTF?! 10:21
Ey, zieh dir das rein! Hab jetzt n Taschenmesser! 16:21
Weißt noch? Diese Nachbarschafts-APP? Hab während der Prüfung n Auftrag bekommen. Päckchen vom Bahnhof in die KGA rüberbringen. Zu dem alten Junky. Hat mir getrocknete Kräuter und dieses geile Taschenmesser gegeben. Die Kräuter haben nicht geschmeckt, aber die App solltest du auch mal probieren Hier: Adjacency Preserving Operation 16:22
Achim ist ein stadtbekannter Draufgänger, quasi mit den, ja, jugendlichen Charakteren befreundet, mindestens einen Jahrgang älter, aber kurz davor, die letzte Klasse zu wiederholen. Außerdem hatte er es auf Roxal, eine punkige Klassenkameradin abgesehen. Doch seitdem sie Achim den Laufpass gegeben hat, ist er auf einem patriotischen Modus und will die Siedlung vor dem Niedergang der Zivilisation schützen. Dafür hat er die regierungseigene App Adjacency Preserving Operation, kurz APO, installiert, eine offene Plattform, die zugunsten von Hilfsbedürftigen bis hinzu staatlichen Institutionen kleine Hilfsarbeiten, wie Botengänge usw., vermittelt. Aber wer weiß, ob sich diese App nicht auch hacken und für andere Aufträge missbrauchen lässt?
Anno 1885
Ich, Wanja Lorkschriet, Tochter von Wanja Lorkschriet, [...] gelobe dem Mann in Gelb all meine Gefolgschaft.
[...]
Anno 1956
Ich, Wanja Lorkschriet, Tochter von Wanja Lorkschriet, [...] gelobe dem Mann in Gelb all meine Gefolgschaft.
[...]
Anno 2033
Meine Seele braucht ein ebenbürtiges Gefäß, eine neue Tochter. Doch sie ziehen alle weg. Mir läuft die Zeit davon.
[...]
Habe ihr einen Reif aus Kornblumen und Ringelblumen geflochten. Das Ritual mit dem Blut des gesamten Kornkreis gehalten. Doch sie hat abgelehnt und gelacht. Sie sei kein kleines Mädchen mehr.
[...]
Darum beachtet sie mich nicht: Dieser Nichtsnutz hat meiner Auserwählten den Kopf verdreht. Niemand legt Hand an mein, DEIN Eigen! Ich werde Roxal zeigen, das Achim NICHTS ist und meinen Kornmädchen anordnen, ihn mit allen Mitteln von ihr fernzuhalten.
[...]
Endlich hat meine Kleine zu mir gefunden. Wie sie geweint hat, nur weil sich dieser Herumtreiber nicht mehr bei ihr meldet. Trotzdem will sie immer noch nicht den Kranz der Kornmaid anlegen [...] weiß ich auch, dass sie ihre Eltern verlassen hat und schon seit über einem Jahr in einem Wohnwagen hinter dem Autohof ihres Onkels wohnt. Sie ist perfekt.
[...]
Ich bin nun regelmäßig beim Autohof, um nach meinem Töchterchen zu schauen. Es ist alles vorbereitet, wie DU es mir geraten hast! Der Frauentee ist mit meinem Blut und DEINEM Willen getränkt. Die Blumen stehen neben ihrem Bett. Im Schlaf wird sie DICH erkennen und DICH für deine Weisheit küssen, so wie ich es einst tat!
Die „Alte Wanja“ ist seelisch betrachtet ihre eigene Urenkelin. Sie gehört seit dem 18. Jahrhundert einem der ältesten Geschlechter der Siedlung an und wurde eines heißen Spätsommertages während der Getreideernte im Delirium und mit weit aufgerissenen Augen auf dem Feld gefunden.
Gezeigt hatte sich ihr ein „Mann in Gelb“, doch die damaligen Dorfbewohnerinnen gingen von einem Sonnenstich aus und glaubten nicht an ihre „Hochzeit auf dem Felde“. Nur einige Abergläubische folgten Wanjas Worten und noch während sie gepflegt wurde, indoktrinierte sie ihre ersten Anhängerinnen und schuf damit den Kornkreis.
Mit einem umfangreichen Ritual kann sie ihre Seele in einen neuen Körper übertragen. Während das Dorf immer mehr zu einer Kleinstadt heranwuchs, konnte die sogenannte Kornkönigin ein weitverzweigtes Netz innerhalb des Ortes schaffen und mit ihren Kornmädchen wichtige Positionen besetzen. Doch mit voranschreitender Technologisierung verlor die Kleinstadt an Attraktivität. Es bröckelte ihre Macht und damit auch die Chance auf eine „Nachfolgerin“, denn diese muss „freiwillig“ dem Ritual zustimmen. Das heißt nicht, dass dem nicht auch durch List und Trug nachgeholfen wird.
Logbuch Kryo-Kapsel´´´342f´´34fd
T-3-D
Registriere .. starker Impuls in Frontalbereich
%.. Starte Integritätscheck
.. Strukturschaden im Frontalbereich – Status reparabel
%.. Starte Reparatur(Bug)
T-3-E
Registriere .. Eintritt in Atmosphäre
%.. Starte Dekryosion
Registriere .. Drone nicht erwacht
%.. Starte Recovery
0-0-1
Recovery .. Keine Verbindung zur Basis
Registriere .. Ankunft in _-_-_
Recovery .. Landung einleiten
Registriere .. starker Impuls Rumpf
%.. Starte Integritätscheck
.. progressiver Schaden im Rumpf – Status irreparabel
.. Sichtschirm deaktiviert
Recovery .. Schließen aller Schotten
Recovery .. Starte Zeitfessel .. abgeschlossen
0-1-3
Registriere .. Kommunikationsgerät älterer Epoche
Recovery .. Starte Kopplung BUS:03(PPHONE-BE2) .. abgeschlossen
%.. Starte Systemintegration
Registriere .. Netzwerk älterer Epoche
Recovery .. Starte Kopplung MNT:02(APO-App) .. abgeschlossen
Die Rettungskapsel einer unbekannten Spezies hatte im Weltraum eine Havarie und landete in direkter Nähe zur Siedlung der Kornkönigin. Die Insassen erwachen nicht, die KI-Steuerung startet eine Rettungsprogramm, welches auch auf fremde Kommunikationsmittel (APO-App) zurückgreift, um Kontakt zur eigenen Spezies herzustellen.
Um weiteren Schaden zu verhindern, wird auch ein zeitmanipulatives Feld (Zeitfessel) aktiviert, welches alle Prozesse, je näher sie der Kapsel sind, verlangsamt.
Träumte von grässlichen Wesen, die unter uns Menschen wandeln. Mir ist immer noch übel, doch in meinem Erbrochenem hast DU mir die Wahrheit des Himmels gespiegelt. [...] Eine mächtige Kreatur ist darin eingesperrt. Es wird mein, DEIN sein! Ich will es gefügig machen!
[...]
komme nicht heran! „Zum Wohle der Nation“ hieß es von den Arbeitern. Die Weide von Mütterchen Trume. Meine Weide! [...] Ich hab nur noch so wenig Kraft. Wo bleibt mein Töchterchen?
[...]
immer noch nicht aufgetaucht. Dafür verkehrt der bleiche Wissenschaftler oft im Diner des Autohofs. Ich rieche seine Falschheit. Wenn er sich unbeobachtet fühlt, spricht er fremdzüngig in seinen Koffer.
Die Weide wurde großzügig abgesperrt und ein kleines Containerdorf als Forschungsstation errichtet. Bei hartnäckigen Nachfragen versprechen die Securitys die Untersuchung einer seltenen Erzader und neue Jobperspektiven.
Doch nicht nur der Staat, vertreten durch das Amt für Parageomorphologische Aktivitäten und Intervention (PARAGAI), hat davon Wind bekommen. Ein globaler Multikonzern hat A. Kula, einen seiner besten Doktoren, als Agent in die Forschungsstation eingeschleust.
Biest von Doktorin ließ sich kein bisschen beeindrucken und hat sogar meiner Kraft widerstanden! Verlässt DU mich etwa? Ich bin hier die Kö Kö KÖN [...] muss eins meiner Mädchen dort anstellen lassen [...] wenigstens das hat geklappt.
[...]
Mein Mädchen musste wieder ein totes Tier aus dem elektrischen Zaun holen [...] Der Kern der Station ist stark gesichert. Seltsamerweise kommen die Wissenschaftler selten hinaus und schlafen nur alle paar Tage [...] beschreibt die eingebildete Doktorin als unstet: Sie verweile nur kurz für eine Mahlzeit oder eine Zigarette, laufe dabei ziellos umher und führe dabei Selbstgespräche [...] Zauber, den ich ihr mitgegeben habe, hat nicht gewirkt. Entweder ist sie mental unglaublich stark oder [...] Vielleicht eine Wache umgarnen?
In der Forschungsstation arbeitet auch Dr. A. Norak. Für ihr Alter ist sie sehr sportlich, aber ihre Karriere ist von Rückschlägen gezeichnet. Doch nun gibt es diese unglaubliche Gelegenheit, die Existenz von extraterrestrischem Leben nachzuweisen, wenn nur nicht diese lokale Zeitanomalie und diese Stimme in ihrem Kopf wäre, denn leider hat sie eine geringe Willenskraft und ist den Einflüsterungen der Kreatur, gefangen in der Kapsel, erlegen.
Und diese Kreatur hat Hunger:
Der Nebel aus dem All passt sich seiner Umgebung an und simuliert ein Labyrinth (eine undurchdringliche Hecke o. ä.). Diese Illusion lässt ihre Opfer tagelang im Kreis gehen, bis sie erschöpft zusammen brechen und von den Tentakeln und Mündern, die sich langsam an ihnen entlang winden, nichts mitbekommen. Bis der erste Biss, das erste Knacken der Knochen, kurzzeitig das Bewusstsein ein allerletztes mal in die Realität zurück schleudert und den Schleier auf die wahre Gestalt der Kreatur lüftet.
Logbuch Kryo-Kapsel´´´342f´´34fd
5:2:3
Registriere .. repetierende Impulse an Kammer 2
Registriere .. Druckanstieg
WARNUNG: Druckanstieg reduziert Mobilität
%.. Starte Integritätscheck
[...]
.. Leck an äußerer Schleuse
In einem schwachen Moment versucht die Doktorin, angeleitet durch Phantasiebilder, die Kapsel von außen zu öffnen. Wer alles von dem Befreiungsversuch mitbekommt, ist dem Zufall überlassen. Die KI wird alles daran setzen, die vollständige Öffnung zu verhindern. Dafür greift sie auch auf leichtgläubige Nutzerinnen der APO-App zurück.
In jener Nacht ist die Hölle los. Während die jugendlichen Charaktere sich zu einem Filmabend treffen, verursacht Achim mit seinem Eindringen in die Forschungsstation einen weitreichenden Stromausfall.
Knistern, Ozon, ein Geruch zwischen salziger Meeresluft und Abgas kriecht durch eure Nasenlöcher. Ihr könnt förmlich spüren, wie sich dieser leicht metallische Geschmack langsam auf eurer Zunge niederlässt.
Schafft es die Jugendgang Achim zu retten oder sogar bis zur Kapsel, nur um zuzusehen wie Dr. A. Norak im Nebel verschwindet und werden sie sogar selbst zu Opfern? Scheitern sie schon am Elektrozaun oder werden sie von A. Kula, dem bleichen Agenten erwischt? Hilft ihnen A. Kula sogar, um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen? Und wann und wo greift die Kornkönigin ein? Hat sie es schon geschafft, Roxal zu konvertieren? Oder ist es am Ende Roxal, die die investigativen Jugendlichen aus der Scheiße rettet, weil sie blind der KI-gesteuerten APO-App gefolgt sind?
Achim: Ungelesene Nachricht(en)
Voll krass. Der Alte hat angeblich n UFO auf der Weide landen sehen. Kurz bevor die da die Station hochgezogen haben 19:20
Heut Nacht schau ich mir das an! Kommt ihr mit? 19:23
Manuel Wahl, 2023
