Tales from the lost Youth
Einreichung zum FHTAGN-Fragmente-Wettbewerb 2022.
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Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!
Gefährliche Gartenarbeit kann in Szenen überbordender Gewalt und Brutalität münden. Die Tonalität des Abenteuers ist dennoch mit einem Augenzwinkern zu verstehen und gerade die Überzeichnung der schrecklichen Begebenheiten mag die Prise Humor erhalten, die manch guten Horror auszeichnet.
Stillstand bedeutet Rückschritt, und die einzige Konstante ist der Wandel. Auch das Angesicht der Stadt verändert sich ständig. Häuser werden gebaut, niedergerissen und überbaut, Straßen und Kanäle verlegt und wieder vergessen, Parks angelegt und später als Baugrund wieder neu genutzt. Eine neue Nutzung steht nun auch dem Grundstück des vor 232 Jahren verstorbenen Justus Händel bevor, nachdem mittlerweile sein letzter direkter Nachfahre vor etwas weniger als einem Jahrzehnt verstarb und die zerstrittene Erbengemeinschaft bei dem Angebot der Stadt für das Stück Land dankend zuschlug.
Was niemand der heute noch lebenden Beteiligten ahnt: Justus Händel war ein passabler Magier, der sich auf das ewige Leben vorbereitet hat. Seine balsamierten Gebeine hat er – gemeinsam mit seinem durch finstere Rituale an seinen Leib gefesselten Geist – in seinem Garten verscharren lassen und seinen toten Körper mit zahlreichen Ritualen geschützt. Nun wartet er geduldig auf den Tag, an dem er freigelegt wird und einen ahnungslosen Wirtskörper übernehmen kann.
Nachdem die neue Baugenehmigung für das Grundstück erteilt war, informierte eine dienstbeflissene behördliche Dienststelle eine andere, die wiederum ein paar Telefonate führte, bis die Information schlussendlich auch das FHTAGN-Netzwerk erreichte. Das Netzwerk, welchem der Standort des Leichnams Justus Händels durchaus bekannt war, reagierte schnell. Bevor der städtische Bautrupp in den nächsten Wochen anrücken würde, bestellte das Netzwerk unter dem Namen der öffentlichen Hand die Firma Landschaftsarchitektur Bauerfeind & Sohn, um „Vorarbeiten“ in dem Garten des Abrissgrundstücks durchführen zu lassen: Entwurzelung aller Bäume und Hecken, ein großflächiges Umgraben des Rasens sowie das Entfernen aller Gehwegplatten und Terrassenfliesen. Das FHTAGN-Netzwerk hofft darauf, dass die Arbeiten den Leichnam freilegen und ihn entfernen, kann jedoch nur schätzen, welche Sicherheitsvorkehrungen Händel getroffen hat. Immerhin: Sollte es zum Schlimmsten kommen, könnten eventuelle Überlebende für das Netzwerk rekrutiert werden.
Die Charaktere schlüpfen in diesem Szenario in die Rolle von Beschäftigten des Landschaftsarchitekturbüros Bauerfeind & Sohn, welche die vor kurzem durch die Stadt in Auftrag gegebenen Arbeiten in Plangrundstück A38 durchführen sollen: Entwurzelung aller Bäume und Hecken, ein großflächiges Umgraben des Rasens sowie das Entfernen aller Gehwegplatten und Terrassenfliesen. Der Chef kann sich zwar nicht daran erinnern, an einer Ausschreibung der Stadt teilgenommen zu haben, nimmt den lukrativ vergüteten Auftrag aber nur zu gern entgegen.
Bei den Charakteren kann es sich auch um Personen handeln, die im Nebenjob für Bauernfeind & Sohn arbeiten, wie Studierende, Personen mit einem kleinen Haupteinkommen etc.
Neben den Charakteren gehören ein Vorarbeiter (Peter Schmidt), zwei Kollegen (Ulf und Bernd), ein Lastwagenfahrer mit einem Containerfahrzeug für die Grünabfälle (Ha-Jo) sowie ein praktischer Minibagger (liebevoll „der Gerät“ genannt) für die schwereren Arbeiten zum Team. Die Arbeiten beginnen morgens um sieben Uhr und verlaufen zunächst gewöhnlich und ohne weitere Zwischenfälle.
Justus Händel hat seine Begräbnisstätte mit verschiedenen Ritualen und Zaubern geschützt (siehe Extrakasten Die Rituale des Justus Händel). Im Zuge der Arbeiten werden diese eigentlich passiven Zauber nach und nach ausgelöst. Dies führt zu verschiedenen Eskalationsstufen, welche den Garten des Plangrundstücks A38 immer mehr in ein Tollhaus verwandeln. Für jede Eskalationsstufe werden im Folgenden beispielhafte Rituale und weitere Szenen aufgeführt. Die Spielleiterin sollte beachten, dass die vorgeschlagenen Szenen natürlich auch den Charakteren widerfahren können. Außerdem wird dargestellt, durch welche Umstände die nächste Eskalationsstufe ausgelöst wird.
Händel hat vor seinem Tod verschiedene Rituale über seiner Begräbnisstätte gewirkt. Dies geschah aus zwei verschiedenen Gründen: Zum einen sollten die Rituale seinen Körper vor unglücklichen Zufällen schützen, zum anderen ist der von ihm angestrebte Körpertausch deutlich leichter zu bewerkstelligen, wenn sein Opfer über eine angegriffene geistige Gesundheit verfügt.
Auslöser: Der Beginn der Bauarbeiten.
Mögliche Rituale: In dieser Eskalationsstufe werden verschiedene Illusionsrituale ausgelöst. Die Charaktere könnten unheimliche Geräusche wie Kinderweinen, Eulenschreie oder Wolfsgeheul wahrnehmen, ein fauliger Verwesungsgeruch kann ihnen in die Nase steigen oder ausgegrabene Steine nehmen kurzzeitig die Form von Totenschädeln an.
Reaktionen der Kollegen: Im Team macht sich erste Unruhe breit. Schmidt verdonnert seine Leute aber selbstverständlich dazu, weiterzuarbeiten.
Mögliche Szenen: Ulf will einem seltsamen Geräusch nachgehen und verschwindet verdächtig lange in dem abbruchreifen Haus. Bernd bekommt einen Schreikrampf, als beim Entwurzeln eines Lorbeerbäumchens eine Kinderhand statt einer Wurzel zum Vorschein kommt. Ha-Jo beschwert sich vehement über den Gestank, den jedoch kein anderer wahrnimmt und muss beruhigt werden.
Stabilitätsverluste: 0/1 bis 0/1W4.
Das Team ist mit aller für den Auftrag notwendigen Ausrüstung versehen:
Außerdem sind natürlich Alltagsgegenstände wie Mobiltelefone, Feuerzeuge, Flaschenöffner oder Brieftaschen vor Ort. Die Ausrüstung ist für die Spielleiterin auf zweierlei Art interessant: Zum einen können sich die Charaktere damit gegen den wandelnden Leichnam im Finale des Szenarios verteidigen, zum anderen steht ihr in den späteren Eskalationsstufen jegliche Ausrüstung als Waffe gegen die Charaktere zur Verfügung.
Auslöser: Beginn der Umgrabungsarbeiten am Rasen.
Mögliche Rituale: In dieser Eskalationsstufe werden die geistigen Kapazitäten des Trupps direkt angegriffen. Das Ritual Übernahme zwingt einzelne dazu, sich selbst zu verletzen.
Reaktionen der Kollegen: Das Team ist zunehmend verwirrt und gerade Ulf und Bernd am Rande der Panik. Erste Verletzungen geschehen. Schmidt verdonnert seine Mitarbeiter aber selbstverständlich dazu, weiterzuarbeiten.
Mögliche Szenen: Bernd rutscht mit einer Säge ab und schneidet sich in den Oberschenkel. Ulf verletzt einen der Charaktere durch einen achtlos nach hinten geworfenen Stein. Ha-Jo stolpert mit einem Sack voller abgerissener Brombeerranken und zerkratzt sich das Gesicht.
Stabilitätsverluste: 0/1W4 bis 0/1W6.
Auslöser: Beginn der Abbrucharbeiten an der Terrasse.
Mögliche Rituale: In dieser Eskalationsstufe wird der Druck auf die geistigen Kapazitäten deutlich erhöht. Rituale wie Erinnerung löschen oder Vision werden ausgelöst und wirken sich auf die Psyche des Teams aus.
Reaktionen der Kollegen: Ulf und Bernd geraten in Panik. Ha-Jo schlägt vor, erst einmal Mittagspause zu machen. Schmidt verdonnert seine Mitarbeiter aber selbstverständlich dazu, weiterzuarbeiten.
Mögliche Szenen: Bernd steuert „der Gerät“, als ihn die Wucht einer Vision trifft und er die Jagd auf Ulf eröffnet. Schmidt will Bernd mit der Motorsäge, die er für etwas sehr Harmloses hält, beruhigen. Ha-Jo ist der festen Überzeugung, dass der Laubhäcksler eine Fehlfunktion hat, obwohl das Gerät läuft.
Stabilitätsverluste: 0/1W6 bis 1/1W8.
Natürlich liegt der Gedanke nahe, dass die Charaktere einfach das Hasenpanier ergreifen und ihr Heil in der Flucht suchen. Das wird aber zum einen durch die Illusionsrituale Händels erschwert, zum anderen – hoffentlich – durch das Pflichtbewusstsein gegenüber den eigenen Kollegen. Diese werden rasch auf die Hilfe der Charaktere angewiesen sein – und wer will schon einen verletzten Kollegen im Stich lassen?
Auslöser: Freilegen des Sarges von Justus Händel.
Mögliche Rituale: Justus Händels Schutzrituale laufen noch einmal zur Höchstform auf. Der balsamierte Leichnam des Zauberers befreit sich aus seinem Sarg und lustwandelt durch sein altes Reich.
Reaktionen der Kollegen: Schmerz, Angst, Verzweiflung und Panik. Schmidt ist entweder tot oder sitzt blutüberströmt und leise weinend unter dem Containerwagen.
Mögliche Szenen: Ulf sinkt wimmernd vor dem wandelnden Leichnam auf die Knie und ergeht sich in erniedrigender Ehrerbietung. Ha-Jo versucht mit seinen blutigen Armstümpfen verzweifelt sein Handy aus der Brusttasche zu holen. Justus Händel versucht einen Körpertausch auf eine körperlich möglichst unversehrte aber geistig angeschlagene Person, vielleicht auch einen der Charaktere, zu wirken.
Stabilitätsverluste: 1/1W8 bis 1/1W10.
ST 10 KO 20 GE 8 IN 18 EN 22
TP 15 WP 22
Größenkategorie: Mittelgroß.
Panzerung: Keine.
Fertigkeiten: Unnatürliches Wissen 30%.
Angriffe: Zugreifen 30%, Schaden 1W6.
Rituale: siehe Eskalationsstufen; weitere nach Belieben der Spielleiterin.
Stabilitätsverlust: 1/1W6.
Das Szenario endet auf zwei mögliche Arten. Gelingt es den Charakteren nicht, Justus Händel aufzuhalten und auszuschalten, sondern sie sterben bei dem Versuch oder aber sie erahnen nicht, wofür das Ritual Körpertausch gut ist, greift ein erfahrener Agent des FHTAGN-Netzwerks ein. Dieser tötet den wandelnden Leichnam und einen eventuell von Händel übernommenen Wirtskörper.
Gelingt es den Charakteren aber, Händel auszuschalten (Geräte wie die Motorsäge oder der Laubhäcksler stellen hier gute Optionen dar), so schaltet sich auch hier das FHTAGN-Netzwerk ein. Den Überlebenden wird wortlos ein Briefumschlag überreicht. Der Umschlag enthält nichts weiter als eine kurze Notiz: „Kommt heute Abend um 23.00 Uhr zum alten Güterbahnhof. Dort wird euch alles erklärt.“ – die Eintrittskarte in das FHTAGN-Netzwerk.
André Frenzer, 2022